Anfang des Monats ging ich mal wieder in die Staatsoper, um die Compania Nacional de Danza aus Madrid anzuschauen, weil ich wie jedes Jahr die Sommerpause nutze, um die Gastspiele der internationalen Kompanien zu sehen. Vor einigen Jahren sah ich so die Rambert Dance Company aus London mit einer Aufführung von derartiger Schönheit, wie ich sie auf einer Tanzbühne bis dahin noch nicht gesehen hatte. Bilder und Bewegungen von solcher Intensität, so zart und geschmeidig, dass ich mich die ganze Aufführung über nicht rührte und wie gebannt auf die Bühne starrte damit mir nur ja nichts entging… und vor Glück fast heulte.
Das nächste Mal ist mir so was im Januar passiert, bei der Aufführung von Pina Bauschs ´Rough Cut`, Bilder von solcher Kraft, die einen dermaßen mitreißen, dass man zunächst wie benommen en Saal verlässt und sich schweigsam anstaunt, weil man es so schnell nicht in Worte bringen kann, Begeisterung, die einen ausfüllt und den Mund verschließt.
Diesen Monat nun zum dritten Mal, choreographiert von Nacho Duato mit Glenn Gould im Orchestergraben… zu Klängen, die einen sonst schon, wenn sie aus dem Player kommen, ganz und gar mit rein ziehen, entfalteten sich fließende Bilder, die sich wie selbstverständlich in die Musik schmiegten, mit ihr aufbrausten, mit ihr in die Höhe streckten, im von ihr vorgegebenen Tempo über die Bühne stürmten… Tänzer, die Instrumente des Komponisten, die Visualisierung der Melodien Bachs, der sie wie Puppen zu seinen Klängen tanzen ließ, wie selbstvergessen in der Musik dahin fließend, als gäbe diese die Bewegungen so selbstverständlich vor, so klar und logisch…
Auch Martin neben starrte mit einem Gesicht auf das Geschehen, dass ich zunächst dachte, er sei nicht wirklich einverstanden mit dem, was er da sah… (bis er mir hinterher erklärte, er sei nur so konzentriert…), mit entfuhr ab und an ein beglückter Seufzer oder ein erstauntes oohhhh… Dass sich Nacho Duato das getraut hat, dieses Nationalheiligtum zu übersetzen in moderne Bewegung, belohnte ihn und seine Tänzer mit 6 Vorhängen und einem den Zuschauerraum durchziehenden Dröhnen. Bewegungen von solcher Musikalität, wie man sie selten sieht, er hat´s genau verstanden und ist da durchgestiegen durch die vielen Stimmen und hat es umgesetzt mit seinen Tänzern, als wären diese die Noten.
Fusionen solcherart erfordern in der Regel große Meisterschaft und Talent und glücken selten so, wie an diesem Freitag abend… so dass sich nichts verliert und alles gegenseitig potenziert, nicht das eine dem anderen die Kraft nimmt.. Ein großartiger Tanzabend! Bach, in einer Art durchdrungen, wie man es einem Spanier gar nicht zutrauen möchte. Bravo!
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